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AutorenbildFikret Bektas

Zufriedenheit am Arbeitsplatz: Der Schlüssel zu hochmotivierten Mitarbeitenden


Zufriedene und motivierte Mitarbeiter/innen, die sich aktiv für das Unternehmen engagieren – welcher Arbeitgeber möchte das nicht. Leider sieht die Realität anders aus. Laut des Gallup Engagement Index 2022 machen drei von vier Angestellten nur Dienst nach Vorschrift und ganze 18 % haben bereits innerlich gekündigt. Schätzungen zufolge kostet dies die deutsche Volkswirtschaft zwischen 118,1 und 151,1 Milliarden Euro pro Jahr. Es wird also höchste Zeit, dass das Thema Arbeitszufriedenheit in den Vordergrund rückt.


In diesem Artikel erfährst du, was es mit der Zufriedenheit am Arbeitsplatz auf sich hat. Wir beleuchten, warum sie so wichtig ist, welche Formen es gibt und welche Faktoren darauf Einfluss haben. Außerdem geben wir dir noch fünf Tipps, mit denen du aktiv die Zufriedenheit deiner Belegschaft steigern kannst.


Wichtigsten Kennzahlen im Überblick (Gallup Engagement Index 2022):

  • Die emotionale Bindung deutscher Arbeitnehmer ist gesunken: Während in den Pandemiejahren 2020 und 2021 jeweils 17 % der Beschäftigten eine hohe emotionale Bindung zum Arbeitgeber hatten, ist dieser Anteil 2022 auf nur 13 % gesunken. Gleichzeitig haben 18 % der Beschäftigten innerlich gekündigt, was den höchsten Wert seit 2012 darstellt.

  • Zufriedenheit mit direkten Führungskräften ist niedrig: Lediglich 25 % der deutschen Arbeitnehmer sind rundum zufrieden mit ihren direkten Vorgesetzten.

  • Wechselbereitschaft aufgrund niedriger emotionaler Bindung: Die niedrige emotionale Bindung der Mitarbeiter verstärkt die Bereitschaft zum Jobwechsel. Während 78 % der Befragten im Jahr 2018 vorhatten, ein Jahr später noch bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu sein, ist dieser Anteil 2022 auf 55 % gesunken.

  • Vertrauen in Unternehmen und Führungskräfte sinkt: Nur noch 41 % der Beschäftigten haben uneingeschränktes Vertrauen in die finanzielle Zukunft ihres Unternehmens. Zudem sind nur 29 % überzeugt, dass die Geschäftsführung zukünftige Herausforderungen erfolgreich bewältigen kann.

  • Unternehmen müssen gegensteuern: Die gestiegene Wechselbereitschaft und die niedrige emotionale Bindung der Mitarbeiter gefährden die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Eine bessere Führungskultur kann dazu beitragen, die Mitarbeiterbindung zu stärken und negative Auswirkungen auf die Unternehmensleistung zu verhindern.

  • Die genannten Kennzahlen illustrieren die Auswirkungen der emotionalen Bindung auf verschiedene Aspekte wie Fluktuation, Fehlzeiten, Arbeitsunfälle, Produktqualität, Kundenzufriedenheit und Produktivität.


Was ist Arbeitszufriedenheit? Eine Definition


In der Organisationspsychologie wird Arbeitszufriedenheit als die gefühlte, positive Einstellung eines/r Mitarbeiter/in gegenüber seiner/ihrer Arbeit beschrieben. Im Gegensatz dazu ist Arbeitsunzufriedenheit als eine negative Einstellung zu verstehen. Individuelle Erwartungshaltungen und Erfahrungen beeinflussen das Gefühl der Zufriedenheit stark. Hohe Erwartungen führen leider schnell zu Enttäuschungen. Und schlechte Erfahrungen dämpfen die Stimmung.


Oft wird Arbeitszufriedenheit in einem Atemzug mit dem Arbeitsklima genannt. Dieses bezeichnet die durchschnittliche Zufriedenheit oder Unzufriedenheit aller Mitarbeiter/innen. Wenn die meisten Angestellten zufrieden sind, wirkt sich das positiv auf das Arbeitsklima der Abteilung oder des ganzen Unternehmens aus. Gleichzeitig kann auch ein negatives Arbeitsklima auf die Stimmung der Einzelnen drücken.


Warum ist Arbeitszufriedenheit wichtig?


Es ist eigentlich offensichtlich: In einem guten Arbeitsklima ist es viel einfacher Höchstleistungen zu erbringen. Schafft das Unternehmen positive Arbeitsbedingungen, macht das die Mitarbeiter/innen glücklich, welche wiederum der Firma Gutes tun. Eine Win-Win-Situation für alle – mit diesen konkreten Vorteilen:


#1 Mehr Motivation

Die Mitarbeitermotivation ist stark an die Zufriedenheit gekoppelt. Wenn Mitarbeiter/innen unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation sind, dann verlieren sie auch schnell jeden Antrieb. Das kann geschehen, wenn die Arbeit nicht wertgeschätzt wird oder Ideen und Vorschläge immer wieder abgeschmettert werden.

Irgendwann bringen sich die Angestellten immer weniger ein und empfinden ihre Arbeit als sinnlos. Dies führt letztendlich dazu, dass ihre Leistung erheblich nachlässt. Im Gegensatz dazu sind zufriedene Mitarbeiter/innen automatisch motivierter und bereit auch über sich hinauszugehen, um dem Unternehmen und dessen Kunden zu helfen.


#2 Weniger Fehlzeiten

Unzufriedenheit mit dem Job kann auch gesundheitliche Folgen für die Einzelnen haben. So empfinden unzufriedene Mitarbeiter/innen oft mehr Stress und sind tendenziell häufiger krank als glückliche Kolleg/innen. In den schlimmsten Fällen kann dauerhafte Unzufriedenheit zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout führen.

Ein verstärktes Krankheitsaufkommen geht immer auch mit steigenden Fehlzeiten einher, welche sich finanziell negativ auf das Unternehmen auswirken. Dies dämpft im Umkehrschluss die Zufriedenheit aller Teammitglieder, wenn diese zusätzlich die Arbeit von fehlenden Kollegen/innen übernehmen müssen. Dagegen sind zufriedene Angestellte weniger krank und Fehlzeiten werden auf ein Minimum reduziert.


#3 Niedrige Fluktuationsrate

Ändert sich eine negative Situation auf Dauer nicht, schauen sich Mitarbeiter/innen früher oder später nach einem neuen Arbeitsplatz um und verlassen die Firma. Eine hohe Fluktuationsrate kann gravierende Folgen haben. Offene Stellen müssen schnell wieder mit neuen Kolleg/innen gefüllt werden, damit das Arbeitspensum bewältigt und die Unternehmensziele erreicht werden können. Allerdings ist es oft nicht einfach qualifizierte Talente zu finden, besonders im vorherrschenden War for Talents.

Dagegen ist eine zufriedene Belegschaft viel eher dem Unternehmen langfristig verbunden. Durch eine hohe Mitarbeiterbindung sinkt die Fluktuationsrate.


#4 Besseres Image

Auch auf das Arbeitgeberimage hat die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen Einfluss. Ein negatives Arbeitsklima dringt irgendwann nach außen und untergräbt jeden Aufwand qualifizierte Arbeitskräfte für das Unternehmen zu begeistern. Eventuell hinterlassen aktuelle oder ehemalige Angestellte sogar schlechte Bewertungen auf Arbeitgeberbewertungsportalen. Auch Bewerber/innen können eine schlechte Stimmung wahrnehmen und deshalb den Bewerbungsprozess vorzeitig abbrechen oder schon während der Probezeit wieder kündigen.

Im Gegensatz dazu begeistern sich zufriedene Arbeitnehmer/innen für ihre Aufgaben und das Unternehmen. Genau das tragen sie nach draußen, beispielsweise über die sozialen Medien. Das stärkt das Employer Branding und trägt letztendlich zum Unternehmenserfolg bei.


Welche Formen der Arbeitszufriedenheit gibt es?


Zufriedenheit ist nicht gleich Zufriedenheit. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen. Die Arbeitspsychologin Agnes Bruggemann hat dazu das sogenannte Zürcher Modell entwickelt. In diesem wird die Arbeitszufriedenheit als Soll-Ist-Vergleich zwischen den Erwartungen und tatsächlichen Gegebenheiten im Hinblick auf die individuellen Bedürfnisse dargestellt.


Das Modell unterscheidet zwischen sechs Formen der Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit:


  1. Progressive Arbeitszufriedenheit: Wenn die Bedürfnisse mit der tatsächlichen Situation übereinstimmen, fällt der Soll-Ist-Vergleich positiv aus. Das führt zu höheren Ansprüchen seitens der Arbeitnehmer/innen.

  2. Stabilisierte Arbeitszufriedenheit: Hier fällt der Vergleich ebenfalls positiv aus, und die Erwartungen werden erfüllt. Die Ansprüche bleiben jedoch unverändert.

  3. Resignative Arbeitszufriedenheit: In diesem Fall fällt der Soll-Ist-Vergleich negativ aus. Das führt dazu, dass die Ansprüche gesenkt werden, um ein Gleichgewicht zu erreichen.

  4. Pseudo-Arbeitszufriedenheit: Bei dieser Form fällt der Soll-Ist-Vergleich negativ aus, dennoch bleiben die Ansprüche unverändert. Arbeitnehmende sehen die Situation vielleicht positiver, als sie tatsächlich ist.

  5. Fixierte Arbeitsunzufriedenheit: Auch hier fällt der Vergleich negativ aus, aber die Ansprüche ändern sich nicht. In dieser Situation akzeptieren Mitarbeitende ihre Arbeitssituation, wie sie ist.

  6. Konstruktive Arbeitsunzufriedenheit: Ein negativer Soll-Ist-Vergleich führt auch hier nicht zur Veränderung der Ansprüche. Stattdessen motiviert er zur Veränderung. Mitarbeitende bemühen sich aktiv um einen Jobwechsel oder eine Weiterbildung.


Welche Faktoren beeinflussen die Arbeitszufriedenheit?


Da die Wissenschaft sich bereits lange mit der Frage beschäftigt, was Mitarbeitende am Arbeitsplatz glücklich macht, wurden verschiedene Theorien entwickelt. Diese helfen, zu verstehen, was für die Zufriedenheit der Arbeitnehmenden wirklich bedeutend ist.


Den Grundstein legt Maslows Bedürfnispyramide, welche besagt, dass Arbeitnehmende fünf grundlegende Bedürfnisse erfüllen möchten:


1. Physiologische Bedürfnisse

2. Sicherheit

3. Soziale Kontakte

4. Anerkennung

5. Selbstverwirklichung


Nur wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind, kann Zufriedenheit entstehen. Frederick Herzberg nutzte diesen Ansatz und entwickelte die Zwei-Faktoren-Theorie. Demnach gibt es zwei Hauptfaktoren, die die Zufriedenheit beeinflussen: die Hygienefaktoren und die Motivationsfaktoren.


Hygienefaktoren sind grundlegend und werden als selbstverständlich vorausgesetzt. Werden sie nicht erfüllt, entsteht Unzufriedenheit. Dazu zählen:


• Angemessene Arbeitsbedingungen und -zeiten

• Ein ausgestatteter Arbeitsplatz

• Ein partizipativer Führungsstil

• Teamarbeit und Unterstützung von Kollegen/innen

• Arbeitsplatzsicherheit

• Angemessene Bezahlung


Allerdings führen Hygienefaktoren allein nicht unbedingt zu tiefer Zufriedenheit. Diese wird erst durch die Motivationsfaktoren erreicht. Diese umfassen:


• Anerkennung und Wertschätzung

• Interessante und herausfordernde Aufgaben

• Ein sinnvoller Beitrag zur Arbeit

• Lernmöglichkeiten

• Übernahme von Verantwortung

• Selbstbestimmtes Arbeiten

• Aufstiegsmöglichkeiten

• Erfolgserlebnisse


Beachte, dass Motivationsfaktoren fehlende Hygienefaktoren nicht vollständig ausgleichen können. In der Praxis sind beide Faktoren idealerweise gut ausgeprägt, um Zufriedenheit zu gewährleisten.


5 Tipps für mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz

Wie kannst du die Zufriedenheit deiner Mitarbeiter/innen steigern? Ein erster Schritt ist, Probleme aus dem Weg zu räumen, die Unzufriedenheit verursachen. Laut einer Studie sollen 70 % der Faktoren, die berufliche Unzufriedenheit verursachen, direkt mit dem Vorgesetzten in Verbindung stehen. Deshalb ist es eine gute Idee, bei der Mitarbeiterführung anzusetzen. Doch es gibt noch mehr, was du tun kannst. Hier sind unsere Tipps:


  1. Optimiere die Führungsarbeit: Offene und transparente Kommunikation wird von Mitarbeiter/innen geschätzt. Regelmäßiges Feedback und Mitarbeitergespräche können Leistungen loben und zur Verbesserung motivieren. Setze realistische Ziele und halte den Austausch aufrecht.

  2. Biete Entwicklungsmöglichkeiten: Besonders die Generationen Y und Z legen Wert auf persönliche Weiterentwicklung. Individuelle Entwicklungspläne, Mentoring, Coaching und Weiterbildungsmöglichkeiten machen Unternehmen attraktiv für zukünftige Talente.

  3. Fördere Flexibilität und Selbstbestimmung: Mikromanagement kann das Vertrauen in Mitarbeitende untergraben. Setze stattdessen auf eigenverantwortliches Arbeiten und Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort.

  4. Unterstütze die Gesundheit: Mit speziellen Angeboten im Bereich Gesundheitsmanagement förderst du das Wohlbefinden und die Zufriedenheit deiner Mitarbeitenden. Gesunde Mitarbeitende sind weniger krank und motivierter.

  5. Schaffe finanzielle Anreize: Geld bleibt ein Motivator. Selbst kleine finanzielle Anreize wie Gutscheine für besondere Leistungen können die Zufriedenheit erhöhen.


Arbeitszufriedenheit und Recruiting


Die Grundlage für die Zufriedenheit deiner Mitarbeitenden wird bereits vor ihrem ersten Arbeitstag gelegt. Schaffe eine positive Bewerbererfahrung und ein durchdachtes Onboarding, um langfristige Zufriedenheit und Zusammenarbeit zu fördern.





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